Beitrag vom 26. November 2023 – 12:22 Uhr

Matchday!
DERBYTIME!
EXCELLENT!!!
Klagefall & Texas-Jim & Hulot
Matchday!
DERBYTIME!
EXCELLENT!!!
Der jährliche Rentenbrief flattert rein, begleitet von der Aussicht auf Inflation, die mich umarmt wie eine träge Melodie. Wäre die Geldentwertung nicht, hätte ich wohl eine bequeme Nische im Übermorgen gefunden. Keine großen Kapriolen, logisch.
Doch was ich neuerdings an mir selber erkenne, beruhigt mich andererseits wieder: Es bedarf nicht mehr viel. Ein Schuss Milch ins morgendliche Müsli bedeutet zuverlässig den Weg zurück ins Bett. Abends ein Glas Wein, das aus mir einen komatösen Schnarcher macht. Trinke ich zu spät einen Fingerhut Wasser, laufe ich durch die Nacht, immer auf der Suche nach einem Lokus, als hätte ich einen Tank alkoholfreies Bier inhaliert.
Selbst die Katze kotzt morgens die Hälfte ihres Futtern auf den fleckigen Teppich im Flur. Da lassen sich über neun Leben gerechnet sicher noch ein paar Mäuse sparen. Der Teppich hat mittlerweile eine Menge Flecken, manche von ihnen sehen wirklich vielversprechend aus. Besonders der eine, neben der Stehlampe. Noch zwei, drei schief gegangene Portionen zum Frühstück und er sicht aus wie Elvis. Oder Jesus. Heini von nebenan hat letzte Woche ein Spiegelei auf dem Flohmarkt im Park verkauft, das genau so groß war wie eine Vinylplatte. Diese Inflation lässt jeden Unsinn zur Wertanlage werden. Zumindest für jene, die noch was zu verlieren haben. Denke ich so bei mir und stelle der Katze noch eine Schüssel zermatschtes Hähnchen in den Flur.
Und im Osten schießen sie aufeinander. Es sind die kleinen Rituale, die den Rentenbrief erträglich machen.
...and the stars look very different today...
Schon erstaunlich, mit wem sich die deutschen Linken zusammen ins Bett legen, nur um sich ihrer selbst bewusst zu werden.
Andererseits verlangen sie ja auch von allen anderen die selbe Neurose, ständig in Angst davor zu leben, auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen. Da wirft man eben auch Israel Faschismus und Genozid vor.
Leipzig 2023. Was für ein beklopptes Jahr.
Vielleicht geht es ja nur mir so, aber ich finde das deutsche »bis auf Weiteres« irgendwie schöner als das englische »until further notice«. Dieses »Weiteres« vermag so vieles zu sein: metaphorischer Raum, konkret unkonkrete Zeit, eine Begebenheit oder gar entscheidende Einlassung! Dinge sind in Bewegung gesetzt und sie werden laufen, laufen, laufen, so wer auch immer will, bis in alle Ewigkeit. Alles kann nichts muss – selbst das Medium ist unbestimmt. Also, sprach Abteilungsleiter Zara Thustra, nu isses soweit!
Wie profan dagegen doch das englische »notice« daherkommt. Dieses Wörtchen, das im Grunde nur auf einen Hinweis, eine Nachricht, vielleicht auch nur einen Zettel oder Aushang hinweist. Irgendwas ist im Gange, frag mich nicht was, ich habe auch nur dieses zerknautschte Post-it, was fragst Du mich? Fast will ich Mitleid mit ihm haben, so klein und irdisch ist es. Zwei Silben Vergänglichkeit, Staub zu Staub. Keine Pointe.
Im Fitti (Klagefall: »Muckibude«) während des Ziehens und Stemmens von Gewichten darüber nachgedacht, wie sinnfrei das ist, was ich da tue. Könnte es so leicht haben: Fettiger Billo-Fraß, solange man überhaupt noch Hunger hat. Flaschenweise Fusel einkippen. Kaum noch vor die Tür gehen, alles abreißen, alles verkommen, alles absterben lassen. Mir einreden, dass das eben der Weg ist, den man als Lone Wolf gehen muss. Haben ja schon andere vor mir gemacht. Ab und zu ein paar Wörter irgendwie irgendwo hin klatschen, um mein Selbstbild vom verkannten Schreiber aufrecht zu erhalten. Am Ende in irgendeinem Krematorium zu Staub geröstet werden. Verscharren eines Kadavers zum Discountpreis. Man will ja niemanden zur Last fallen. Würde gehen, dachte ich mir so, könnte tragen. Dass ich ein nutzloser Versager bin, dem man einfach nur noch nicht auf die Schliche gekommen ist, rede ich mit ja auch selbst seit Jahrzehnten ein. Erfolgreich, selbstredend.
Aber dann dachte ich mir, dass das ein leerer Gedanke ist und schon bließ ihn der Wind davon. Fort, an jene Stelle des Vulkans, wo er am tiefsten ist, am heißesten nach allem greift, was ihm zu nahe kommt, um mit Tosen, Blitz, Gestank und Gnadenloigkeit zu fressen, zu brennen, niemals zu verlöschen, Drohung und Heil zugleich, die er ist, weil ich ihn dazu gemacht habe.
Und zurück bleibt ein Ich und eine Leere, die sich nicht dagegen wehren kann, wenn sie von mir in buntestem Schwarz bemalt wird. Ist ein Anfang, denk ich mal.
Wissensvermittlung statt -präsentation!
Nach dem Wahnsinn der letzten Monate: Habe in dieser Woche tatsächlich 3 Tage komplett gearbeitet. Gutes Gefühl. Von gestern zu heute 14 Stunden geschlafen. Gutes Gefühl.
Bekomme nun Eier und Bohnen mit Zwiebeln und Würstchen. Und Tee. Paradies, würde ich Mal sagen.