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Auf Richards Grab stehen bunte Blumen und große überdimensionierte Schachfiguren: ein weißer Bauer, ein schwarzer Springer und ein weißer Turm. Heute habe ich es zum ersten Mal seit seiner Beerdigung besucht. Die Kirchturmuhr zeigte elf Uhr. In Kasachstan hatte gerade der Stichkampf zur Weltmeisterschaft begonnen. Die erste Schachweltmeisterschaft, bei der er nicht zuschauen konnte. Richard war der beste Schachzuschauer, den man sich vorstellen kann. Ich weiß nicht, ob ihm das Ergebnis gefallen hätte. Ich werde es niemals erfahren.
In Dresden: Alberne Dinge kaputt gemacht, die den Dresdnern wichtig sind und die Leute bis auf's Pipi in den Augen gereizt, dann beleidigt, dann ausgelacht.
(aufgewacht, selig lächelnd)
»Amtliche Registratur für Emotionen und Weltanschauung, Abteilung Konzessioniertes Empfinden, Hulot am Apparat. Wie? Ja, natürlich, der Herr, selbstverständlich, es wird wie immer ein Spektakel höchsten Ranges!«
(Alles voller kleiner Höllen, sie sind überall. Und wir ihre Teufel.)
Unter der Brücke der Fernstraße: Ein Musiker, der ein Stück auf seiner Trompete zum letzten Mal spielt. Er glaubt, dass der Komponist es ernst meint. Mit dem Schall verklingt die Hoffnung unter dem Brummen des Feierabendverkehrs.
Gedanken an Rotterdam: »Wenn man sich verläuft, findet man Dinge, die man sonst nur suchen würde.«
An einem Freitag um 14 Uhr auf dem Parkplatz einer größeren Behörde denke ich, liebe Gewerkschaft, vielleicht solltet ihr doch besser mal den Ball flach halten.
Heute gelernt: „Sollen” ist „Müssen” wenn man „kann”.
(Law is poetry)
Die Tage werden wieder länger.
Die Läufe auch.
Ich bereue nicht viele Dinge, die ich getan habe, und nur wenige, die ich unterlassen habe. Ich habe mich damals, als ich einem trockenen, toten Text nachtelefonieren musste und dazu auf dem Dach eines Parkhauses stand, nicht über das Geländer getraut, auf dem ich stand. "Erschieß mich einfach", habe ich gebettelt, und mit diesem Moment der Mut- und Konsequenzlosigkeit werde ich leben müssen, solang ich mich an das Versprechen dieser großen Liebe erinnern kann. Ich bin nicht in diesen Bus gestiegen, in den eine Band stieg, ich zerschlagen vom Konzert auf den Stufen sitzend, ein Plektrum zwischen den Zähnen, Blut am Hosenbund, sie frischgeduscht, duftend und unterwegs in die nächste Stadt, tausend andere um den Verstand zu bringen. Und zuletzt habe ich nie so Gitarre spielen gelernt, wie man masturbieren lernen muß - einer sanften Idee folgend, nur für sich selbst spielend, leise und laut und mit Gesang, und so endend, daß man immer wieder damit beginnen will.
So stehe ich heute also halbtrunken an einem Fenster und schaue auf einen einsamen Baum, hinter dem ab und an die Scheinwerfer eines Autos aufleuchten, und singe ganz für mich, weil ich nicht spielen kann.
Until the final whistle, it's a war
And then we're gonna pick you off the floor
We wanna hear the crowd really roar
Yeah! We're comin' in - we're gonna win, win - Yeah!