Mikrobi

Klagefall & Texas-Jim & Hulot

Beitrag vom 30. November 2024 – 21:57 Uhr

»Wissen sie, lieber Herr Kischka, ich verstehe das gut«, redete ihm Bronislaw in seinem breiten Böhmisch zu. »Wenn sie sich möchten selbst sagen, das sie kein schlechter Mensch sind, nicht der Dümmste oder ganz und gar kein unrechter Halunke, wissen sie, dass das nicht will klappen. Denn das tun sie sich ja selbst sagen. Ist, als ob man sich selbst kitzeln möchte. Klappt nie. Also ist das Reden zu sich selbst wie trösten, also eigentlich wie lügen, damit man möchte aufhören mit all dem Gram. Bringt ja nix.«

Kischka war nun genau so klug wie zuvor. Noch immer am Boden zerstört blickte er seinen Bureaugehilfen an, um das göttliche Schimmern einfältiger Weisheit zu entdecken, welche man Narren und Kindern nachsagt. Aber da war kein kluger Funke in der Dunkelheit, nur das schwitzende Gesicht des schläfrigen Bronislaw.

»Bringt ja nix... Da hast du leicht reden, mein lieber Bronislaw. Die Welt ist dir leicht und mich presst sie zu Boden wie kalter Fels. Du sitzt daheim bei Brot, Bier und Bockwurst, während mich die Dämonen des Tages jagen, fressen und wieder ausspeien, damit sie ja noch etwas für morgen haben.«

Herr Kischka und der Bronislaw

»Was macht es, wenn ich sage, dass sie recht geworden sind? Kein Tölpel wie der Bureauvorsteher Hawlitschka und auch kein Kretin wie der Herr von Lützenputz? Wenn sie nicht möchten sich selber glauben, was kann ein Bronislaw da reden? Wenn sie sich nur wollten als möglich denken, dass diese bösen Gedanken alles bloß Lügen sind, die sie sich selbst denken, um...um...ach, wer mag's wissen, warum!«

»Gute Nacht, lieber Bronislaw.«

»Is Recht. Herr Kischka?«

»Mmh?«

»Können wir ab morgen wieder die Treppe nehmen? Es möchte sehr unkommod sein, im Paternoster zu nächtigen. Das Neumodsche braucht ja alsbald noch kein niemand!«

Ob er seinem Gehilfen noch geantwortet hat, hätte Kischka nicht beschwören können.