Mikrobi

Klagefall & Texas-Jim & Hulot

Beitrag vom 13. Juni 2023 – 21:27 Uhr

Wenn ich an einem ganz bestimmten Platz im Zug nach Hause sitze, in der oberen Etage und entgegen der Fahrtrichtung, dann sehe ich abends für ein paar Augenblicke die Donau glitzern. Ich sehe Menschen auf den Sandbänken sitzen und die Füße ins Wasser halten. Und ich sehe eine Brücke, unter der wir hindurch huschen. Sie bildet mit anderen Brücken und den ganzen Zugängen ein wildes Gewirr, und auf allen sehe ich Menschen laufen, radfahren, stehen. Und für einen einzelnen Augenblick, viel kürzer, als ich die Donau sehe, streift mein Blick ein Matratzenlager, geschickt angelegt in einem Winkel zwischen Pfeilern und Büschen. Und ich stelle mir dann vor, ich wäre derjenige, der hier seinen Schlafplatz hätte, wäre tagsüber unterwegs in der Stadt und abends hier draußen, wo die Züge vorbeihuschen. Und ich würde auf diesen Zug schauen, in dem jemand geschickt sitzt und aus dem Fenster schaut, ein müder Mann, nicht jung, nicht alt, mit ziellosem, geradem Blick. Uns trennen zehn Meter, uns trennt eine Welt.