Mikrobi

Klagefall & Texas-Jim & Hulot

Beitrag vom 23. Februar 2023 – 12:24 Uhr

Obwohl das Licht der kleinen Glühbirne an der Wand nicht ausgeht, ist das Treppenhaus dunkel wie ein schmuckloses Columbarium. Granitene Stufen, hölzerne Handläufe, ein Aushangbrett, drei Stühle, Briefkästen (Keine Werbung oder Prospekte!). Schwesternbatallione pendeln zwischen Praxis und Testzimmer hin und her. Wir können uns im Grunde nicht beschweren. Der Wartende neben mir schnauft angestrengt durch seine Maske, als ringe er dem Treppenhaus jeden Atemzug in einer umfassenden Zangenbewegung seiner Bronchien ab. Schweißperlen auf der Glatze. Ab und zu husten und schniefen wir um die Wette. Endstand: unentschieden. Meine Uhr ist stehen geblieben. Batterie (oder wie es hier heißt Battrie, vergiss das niemals, wie das hier heißt!) alle. Aber ich beschwere mich nicht. Auf seinem Smartphone reihen sich großlettrige Überschriften aneinander, scheinbar endlos rollt er durch die digital gewordenen Empörungen dieser Welt. Weiß auf Rot, Rot auf Schwarz, Gelb auf Schwarz. Mir ist warm, denn obschon das Treppenhaus kalt ist, steigt in mir das Fieber wieder hoch. Aber was soll man machen. Wozu sollte man sich beschweren und weshalb. Ein bereits zu Ende Behandelter erhält seine Unterlagen, einen Code, den Hinweis, dass das, was er außerdem noch wissen müsse, da und dort stehe. Er bedankt sich fast beschwingt mit einem Merci verabschiedet sich naturgemäß bei uns mit Auf Wiedersehen und tanzt an den Wartenden vorbei über das graue Granit ins graue Tageslicht zurück. Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen. Als ich wieder rauskomme, ist mein Stuhl weg und ich lehne an der Wand. Beschweren sollte man sich. Ach was.

(Wenn diese Krankheit überstanden ist, war ich fast zwei Monate nicht mehr im Bureau.)