Mikrobi

Klagefall & Texas-Jim & Hulot

Beitrag vom 2. Oktober 2022 – 11:50 Uhr

Ich weiß, daß mein Telefonvertrag auslaufen wird, denn das tun all diese Verträge, auch wenn deren Anbieter das nicht gern zugeben. Ich weiß auch, wann er das tun wird, denn ich trage solche Termine in meine Kalender ein: Eine Woche vor Fristende, am Fristende und am Vertragsende werde ich erinnert. Das ignoriere ich meist, denn es kommt ja selten etwas Besseres nach. Ich erinnere an dieser Stelle an einen der Sätze, die ich gern und häufig und ebenso unpassend verwende: 'S isch wie bei de Mädle au.

Nun habe ich heute morgen aus einer Laune heraus also diesen Vertrag gekündigt. Ich bekomme eine Bestätigung und weiß nun, daß ich ab einem gewissen Tag ohne Telefon dastehen werde, denn ich habe nur dieses eine. Und das ist heute und vielleicht auch morgen noch ein sehr befriedigendes Gefühl: Eine Frist wird enden, eine Verbindung wird aufgelöst, und auf die Mauer zwischen mir und der Welt kommt ein weiterer Stein. Und natürlich werde ich irgendwann vor diesem Termin einen neuen Vertrag eingehen, denn ohne Telefon, machen wir uns da nichts vor, geht nichts mehr vor und zurück. Nicht einmal mehr mein Bankkonto, fällt mir ein, denn auch dieses ist irgendwie ans Telefon gebunden. An die Nummer oder an das Gerät? Ich weiß es nicht. So genau möchte man all das gar nicht wissen, man käme ja zu nichts mehr außer Aufregung. Die werden das schon richten, denke ich, aber dann graust es mich doch vor mir selbst. Und vermutlich werde ich genau deshalb aus einer anderen Laune heraus wieder einen Telefonvertrag abschließen: damit andere sich kümmern können, damit alles funktionieren kann, damit die Konventionen eingehalten werden. Ein Telefon, das hat man eben, wie man vieles andere auch einfach hat. Vielleicht kündige ich ja lieber meinem Gasanbieter.